„Ich finde es schön, dem „Weg“, den hier jeder macht, einen so hoffnungsvollen Namen gegeben zu haben. Danke dafür!“
Rückmeldung eines Patienten aus der Männergruppe "Nüchtern gut leben - Die Heldenreise der Abstinenz"
(stationäre Entwöhnungsbehandlung Barbarossa-Klinik Kelbra)
Beispiele:
„Nüchtern gut leben“
Ein Indikativgruppenkonzept zur Stärkung von Abstinenzmotivation und Bewältigungszuversicht
(siehe auch hier)
In der Suchttherapie ist das Konzept der „Zufriedenen Abstinenz“ weit verbreitet. Für mich klingt es rein sprachlich schon immer sehr trocken und vernünftig. In meiner langjährigen Erfahrung in der stationären Entwöhnungsbehandlung erlebte ich immer wieder, dass das formale Sammeln von „Vorteilen“ und „Nachteilen“ der Abstinenz Patienten nur bedingt emotional tiefer erreichte. Hilfreich schien es immer, wenn es gelang, Patienten mit der eigenen Ambivalenz, den eigenen (psychodynamischen) Konflikten und den Zweifeln – sprich der mangelnden Bewältigungszuversicht – in die eigene, emotionale Auseinandersetzung zu bringen. Und in die Auseinandersetzung mit den Fragen „Was brauche ich wirklich?“ – insbesondere über die psychoedukative Auseinandersetzung mit der „Bedürfnispyramide“ (Maslow) hinaus.
Immer wieder erlebte ich, dass Patienten sehr von langjährig abstinenten, „gestandenen“ Suchtkranken profitierten – und auch von Therapiewiederholern, die oft genug von ihrer Selbstüberschätzung und Oberflächlichkeit in der ersten Therapie berichteten. Die konnten einen „Geschmack“ vom Gelingen und „Scheitern“ vermitteln.
Conny Vry, ein 2015 85 Jahre alter, langjährig trockener Alkoholiker und Therapeut in der Paracelsus-Wiehengebirgsklinik Bad Essen, war ein Praktiker, der Klartext reden konnte. Mit Phasen von Krankheit und Beeinträchtigung kam er bis Mai 2015 noch fast jede Woche in die Klinik um aus der Praxis abstinenter Lebensbewältigung zu berichten. Und: er gewann „Fans“ und stieß auf Kritik bei anderen Patienten, denen seine klare Sprache zu hart war. Als ich ihm zum Abschied eine Karte schrieb, fasste ich zum Schluss sinngemäß so zusammen, was für mich seine Faszination und Wirkung ausmachte: „Conny, Du hast den Patienten vermittelt, dass man abstinent gut leben kann, auch wenn nicht immer alles gut ist.“
Der Titel für die Entwicklung einer Indikationsgruppe war für mich geboren: „Nüchtern gut leben“. Eine von mir geleitete Übergangs-Indikationsgruppe wurde so für mich zu einer Inspiration, ein Konzept zu entwickeln. Ich sammelte erste Themen und in Anlehnung an das Konzept des Programms Trauma und Sucht „Sicherheit finden“ von Lisa Najevits arbeitete ich mit Zitaten und Grundthemen. Dabei wurde für mich immer deutlicher, dass es um „Seelenthemen“ ging. Sie sind mir aus verschiedenen Hintergründen vertraut:
- aus der OPD-Konfliktdiagnostik (Operationalisierte psychodynamische Diagnostik),
- den von Klaus Grawe und von Dr. Konrad Stauss um „Spiritualität“ erweiterten psychosozialen Grundbedürfnissen , sowie
- den Archetypen nach C.G. Jung, sowie in der mir vertrauten Initiatisch-Phänomenologischen Arbeit und Therapie (ZIPAT W.Mauckner).
Ein erster Entwurf für 6 Themen entstand:
Kapitulation – Von der Freiheit nicht mehr trinken zu müssen.
Gute 24 Stunden – „Nur für Heute“ gut leben.
Scham und Schuld - Stolz und Würde: Abstinenz als Wert.
„Abstinenz füttern“ – Die Geschichte „Zwei Wölfe“
„Abstinenz – Klasse!“ Was uns der Witz von Klein Fritzchen sagen will
„Sucht – Sinn – Spiritualität: Von der zufriedenen zur erfüllten Abstinenz“
(Erste Beschreibung 2015)
„Nüchtern gut leben – Männergruppe“
Die Heldenreise der Abstinenz
(Infoblatt für Patienten
der Barbarossa-Klinik Kelbra)
Ist ein Mann mit der Suchterkrankung konfrontiert, kann er nicht mehr davon laufen. Er muss sich Fragen stellen, angefangen mit „Bin ich wirklich süchtig?“ Und wenn er es ist, lässt es sich damit noch gut leben? Unzählige Süchtige habe bewiesen: Auch wenn nicht alles gut ist, lässt es sich dennoch „Nüchtern gut leben“ - insbesondere als Mann!
Suchtmittel haben für Männer ganz viel mit Mann sein zu tun: das heimliche Rauchen der ersten Zigarette, das erste oft heimliche Trinken, die ersten Saufgelage oder das Ausprobieren der spannenden „gefährlichen“ und „verbotenen“ Drogen. Oft genug dient der Drogenkonsum dazu, sich als „ganzer Kerl“ zu beweisen: was abkönnen, viel vertragen, durch die Drogen mutig, leistungsfähig zu sein – und sei es durchfeiern zu können. Und natürlich auch: auszuhalten und zu verdrängen, was an bedrohlichen Gefühlen hochkommen könnte, was peinlich sein könnte.
So ist es gut, sich unter Männern den Themen zu stellen, die anstehen beim Weg aus der Sucht. Themen, die Mut brauchen, Themen die letztlich den Mann zum ganzen Mann – zum „Helden“ machen. So versteht die Gruppe „Nüchtern gut leben“ die Sucht nicht nur als Krankheit, sondern als Chance, durch die Bewältigung etwas zu gewinnen, was vorher nicht vorstellbar war: mit seinem Leben in all seinen Möglichkeiten und seinen Grenzen zufrieden zu sein: „Nüchtern gut leben“. So soll die Gruppe helfen, die Abstinenzentscheidung zu klären und zu vertiefen, Mut und Zuversicht zu gewinnen für ein drogenfreies Leben, Ideen für die Stärkung der Abstinenz zu gewinnen und vor allem: sich nüchtern gut zu fühlen – als Mann.
Bis zu zwölf Themen werden in lockerer Form besprochen. Hilfreich sind dabei u.a. Zitate, Geschichten, Musik und mehr. So geht es z.B. um „Freiheit und Ohnmacht“: „Kapitulation – Freiheit von der Macht der Drogen“, oder „Nur für heute nüchtern gut leben“ – „Kann ich heute gut leben und mir etwas vornehmen…“ , „Wie meine Erfahrung mit Vater mich geprägt hat“ oder „Abstinenz füttern“ – den guten „Krieger“ entwickeln und sein Ziel verfolgen. Die Themen orientieren sich u.a. an dem uralten Bild der „Heldenreise“; denn immer schon gab es ganz besondere Menschen, die „Lebensaufgaben“ bewältigt haben – und gerade dadurch zum „Helden“ wurden. Auch Sie haben dazu die Chance: durch die Bewältigung der Sucht.
Vater&Sohn Wochen
im Männertherapiezentrum Flammersfeld (2009-2010)
Lange her und doch einst bewegender und wirksamer Baustein im Therapieverlauf: Intensivtage unter dem Schwerpunkt "Mein Vater und ich".
In ritualisierter Form wurde in 4 Tagen die Beziehung zum eigenen Vater thematisiert mit erlebnisaktivierenden Elementen.
Das Konzept, von Jürgen Behring für eine Präsentation im Arbeitskreis "Männer und Sucht" des Landschaftsverbandes Rheinland verfasst, fand dort nachhaltige Resonanz.
Sie finden es hier.
Das erste Buch zur Initiatisch-Phänomenologischen Arbeit und Therapie von ZIPAT u.a. mit der Aufbereitung der Archetypen für die Männerarbeit. Grundlage für
"Nüchtern gut leben - Die Heldenreise der Abstinenz"
Foto aus dem Männerprojekt
Fest der Nüchternheit
Warum nicht einmal Fortschritte auf dem Weg der Abstinenz würdigen und feiern?
Ein besonderes Erlebnis war das "Fest der Nüchternheit" am 18.06.2015 mit den Patienten der Smaragdgruppe in der Paracelsus-Wiehengebirgsklinik, Bad Essen.
Mit persönlichen Bilanzen, kleinen Reden, Würdigungen der Therapiefortschritte eines jeden Gruppenmitgliedes, Zertifikaten der Nüchternheit und: festlichem Mittagessen und Kaffee und Kuchen zum Schluss.
(Und die Gruppe entwickelte selbständig das Plakat, gemalt von einer Patientin)
"Engel der Nüchternheit"
Geschenk einer Patientin
Zitate...
Anstöße um Nachsinnen.
„Der Beweis von Heldentum liegt nicht im Gewinnen einer Schlacht,
sondern im Ertragen einer Niederlage.“
17.01.1863 - 26.03.1945,
Earl of Dwyfor, engl. Staatsmann
„Ich weiß nicht,
ob es besser wird,
wenn es anders wird.
Aber es muss anders werden,
wenn es besser werden soll.“
Georg Christoph Lichtenberg
Texte, Geschichten ...und Witze
Klein Fritzchen
(Geschichte zum Thema "Abstinenz - Klasse!" aus dem ersten Gruppenkonzept
2015)
In der Schule fragt die Lehrerin die Schüler nach ihren Berufswünschen. Kommt Klein Fritzchen an die Reihe. „Was willst Du denn später mal werden?“ Kommt wie aus der Pistole geschossen die Antwort: „Alkoholiker!“ Entgegnet die überraschte Lehrerin: „Aber Klein Fritzchen, wie kommst Du denn darauf?“ Klein Fritzchen: „Seitdem mein Papa sagt, er sei Alkoholiker, trinkt er nicht mehr und es sind bei uns immer so freundliche Menschen zu Besuch“, weist Peter auf die Zeit der Nüchternheit seines Vaters hin. „Jetzt ist es wieder ganz schön zu Hause.“
Rainer Biesinger -Der "Heavy-Metal-Coach
wiederholt Gast in der Barbarossa-Klinik Kelbra.
Auch ein "Held", der aus der Sucht wie ein Phönix aus der Asche aufstieg.
Ein ehemalige Fußballer Alkoholiker? Uli Browka geht auch offen mit seiner Geschichte um und begeistert Menschen für die Abstinenz.
"Nüchtern gut leben - Die Heldenreise der Abstinenz" in der Suchtprävention.
Für 6. und 8. Klassen fand bisher wiederholt eine Suchtpräventionsstunde im Geist von "Nüchtern gut leben" statt.
Durch das Erleben von Fesseln im spielerischen Rahmen, das Thematisieren von Risiken im Gespräch gelang es, Schüler zu erreichen, sich mit den Risiken eigenen Handelns auseinanderzusetzen. Nichts anderes ist der Konsum von Alkohol und Drogen: Risiko.
Die detaillierte Information über Gefahren wird eher kritisch gesehen - suchen Jugendliche doch häufig die Gefahr, weil sie spannend ist, der "Mutige" Anerkennung erhält, Gefahren "Erleben" versprechen.
Darüber ins Gespräch zu kommen erscheint vielversprechender als die Aufklärung über Gefahren.
Anonsten gilt es, alles zu fördern, was Erleben, Bindung und Selbstwert stärkt. So eine Suchtprävention hat Island sehr erfolgreich umgesetzt.
29.08.2023
"Hänschen klein - auch ein Held?"
Der Weg hinaus in die Welt und die Bewältigung von Gefahren und Lebensaufgaben gehören zum Weg der Erwachsenwerdens. Deshalb möchte auch "Hänschen klein" hinaus in die Welt und auf seine Heldenreise.... Darf er gehen und Hans werden? Was muss er bewältigen um ein Hans - Held zu werden? Oder schlicht und einfach: "erwachsen".
Mehr zum Thema hier.
Der gerettete
Süchtige
Wenn du einem geretteten
Süchtigen begegnest,
da begegnest du einem Helden.
Es lauert in ihm schlafend der Todfeind,
er bleibt behaftet mit seiner Schwäche
und setzt seinen Weg fort
durch die Welt der Rauschunsitten,
in einer Umgebung, die ihn nicht versteht,
in einer Gesellschaft, die sich berechtigt hält,
in jämmerlicher Weise auf ihn herabzuschauen,
als einen Menschen zweiter Klasse,
weil er es wagt,
gegen den Suchtstrom zu schwimmen.
Du sollst wissen:
Er ist Mensch erster Klasse.
„Der gerettete Trinker“
von Friedrich von Bodelschwingh
überarbeitet für Süchtige (Jürgen Behring)